Kapelle im Nordheimer Zehnthof

Man könnte meinen, früher sei es besser gewesen: Zwar mussten auch damals Abgaben bezahlt werden - doch die Bezeichnung „Zehnt“ deutet darauf hin, dass der Steuersatz ein anderer war, als heutzutage. Die Nordheimer Bürger zahlten über Jahrhunderte den zehnten Teil ihrer Traubenernte an die Herrschaft ihres Dorfes - an die Abtei Münsterschwarzach.

Um den Zehnt einnehmen und angemessen lagern zu können, errichteten die Benediktinermönche um 1530 ein mächtiges Wirtschaftsgebäude im Ort. Diesen ersten Zehnthof ließ Abt Johann Martin 1613 einreißen und durch einen prächtigeren Neubau mit zwei Stockwerken ersetzen: Unten mit Küche, Vorratsräumen und Ställen, oben mit einer Zinsstube, einem beheizbaren Wohnraum, Schlafgemächern für mehrere Mönche und mit einer Kapelle, die 1618 den Aposteln Judas und Simon geweiht wurde.

Ihre heutige Ausstattung erhielt die Kapelle jedoch erst 1755. Abt Christoph Balbus beauftragte damals mit Johann Michael Feichtmayr II. einen der besten Stuckateure seiner Zeit. Zusammen mit dem Maler Andreas Dalweiner schuf er in der Zehnthofkapelle ein wundervoll-intimes Kleinod des Rokoko, das nach einer aufwändigen Restaurierung seit 2009 wieder in altem Glanz erstrahlt.